Achtung: Heute kommt ein laaaaanger Beitrag.
Zwei Tage auf See und der erste Tag auf Island bescherten uns unglaubliche Eindrücke. Das relativ teure Schiffs-WLAN reichte nicht einmal zum Nachrichten versenden, so dass wir unsere technische Baustelle erst an Land lösen konnten.

Dienstag ging es auf die Norröna, das einzige Fährschiff zwischen Dänemark und Island.
Trudy parkte sicher auf dem erstaunlich kleinen Parkdeck und wir bezogen unsere Kabine für die nächsten 48 Stunden.

Nach der Überquerung des Skagerrak ging es über viele Stunden in Sichtweite der norwegischen Küste entlang. Der kräftige Wind ließ die Regenwolken über Dänemark stehen und wir konnten hinter der Glasscheibe die Fahrt an Deck genießen.

Am ersten Abend nahm der Wind noch einmal deutlich zu und die „5-Euro-in-die-Kitschkasse-Sonnenuntergangsfotos“ waren hart erarbeitet. Die Kamera ließ sich kaum halten und vernünftige Fotos waren nur vor der Scheibe in den Böen und im Fahrtwind des Schiffes möglich.

Nach einer sanft durchgeschaukelten Nacht mit erstaunlich gutem Schlaf genossen wir ein Frühstück mit Meerblick und versuchten, das Bord-WLAN sinnvoll zu nutzen. Der Erfolg war mäßig. Wir gaben auf und drehten eine Runde an Deck. Mittlerweile auf dem Nordatlantik angekommen, hielt das Wetter nicht. Regen und stürmischer Wind trieben uns schnell in die Kajüte zurück.
Pünktlich auf die Minute erreichte die Norröna Torshavn auf den Faröern. Das Ent- und Beladen lief beeindruckend schnell ab und nach 60 Minuten waren wir wieder unterwegs.

Die Fahrt zwischen den Inseln der Faröer weiter nach Nordwesten war auch bei tiefhängenden Wolken und Nieselregen so faszinierend, dass wir fast unser Abendessen verpasst hätten. Bisher hatten wir, um mit der Bordtime (-1 Stunde) klarzukommen, immer diese Stunde von unserer Uhr abziehen müssen. Auf den Faröern stellten sich die Handies klammheimlich um. Wir zogen aber weiterhin im Kopf die Stunde ab, weil wir es schlicht nicht bemerkt hatten.

Die zweite Nacht brachte deutlich mehr Seegang. Erstaunlicherweise machte es uns nichts aus. Jens weiß, dass er seefest ist. Ich hatte durchaus Zweifel an meinem Magen.
Um 8:30 Uhr landete die Norröna im 17 km langen Fjord von Seyðisfjörður. Die Wolken hingen tief, es nieselte und wir hatten Mühe, die schneebedeckten Berge im Grau zu erspähen.

Plötzlich lag sie da, die kleine Hafenstadt am Ende des Fjords. Wir üben weiter Selfies. Die Lernkurve ist flach 😉.

Das Abladen fand in der üblichen, zügigen Geschwindigkeit statt. Der Zoll hatte kein Interesse an uns und der Anzahl der ins Land gebrachten Bierdosen. Wir suchten uns einen Parkplatz, um in Ruhe anzukommen. Der Campingplatz-Check-in öffnete erst um 17:30 Uhr. Wir haben vor, zwei Tage hier zu bleiben.

Während wir noch frühstückten, startete die Norröna schon die Rückfahrt nach Dänemark.

Der isländische Wetterbericht versprach Sonne am Nachmittag und so packten wir den Rucksack und begannen mit einer Runde durch den überschaubar großen Ort. Unser erster Stopp war an der Seyðisfjarðarkirkja – der blauen Kirche mit dem fotogenen Regenbogenpflaster.
Wir hatten Glück und die Kirche war offen.
Der Ort Seyðisfjördur ist mit ca. 700 Einwohnern ein eher größerer Ort in Ostisland und einige von ihnen sind neben ihrem Broterwerb auch künstlerisch tätig.
Wer Lust hat, kann diesen Kiosk kaufen, der aus dem Brückenhaus eines Schiffs gebaut wurde, und ihn wieder zum Leben erwecken.


Bunte Häuser und Dächer bringen Farbe in die dunkle Jahreszeit, wenn die Sonne nicht über den Horizont kommt.
Im Dezember 2020 regnete es fast 10 Tage am Stück und ein großer Erdrutsch verschüttete etliche Häuser und die Straße zum Beginn des Fjords. Zum Glück hatte ein Frühwarnsystem gegriffen und die Einwohner waren alle rechtzeitig evakuiert worden. Es hatte auch das Technische Museum mit der historischen Schlosserei erwischt. Ein großer Teil der Museumsanlage wurde zerstört. Im Moment wird ein neuer sicherer Ort für den Umzug der verbliebenen Exponate gesucht. Wir haben die temporäre Ausstellung besucht und viel über die Geschichte des Ortes, die Rolle der starken Frauen und die Telegrafendienste erfahren.
Mittlerweile schien die angekündigte Sonne, der Ort hatte sich fast komplett geleert und wir entschieden, eine kleine Tour zum Wasserfall Búðareyrarfoss anzutreten.

Die wunderbare Runde durch den überall blühenden Rittersporn war perfekt ausgeschildert und markiert. Nach unseren Erfahrungen in Norwegen macht das Hoffnung, den ein oder anderen Gipfel auch erreichen zu können – weil man ihn schlicht finden kann und nicht weglos plötzlich im Moor versackt.

Die Skulptur Tvísöngur hatte uns im Lonely Planet Reiseführer neugierig gemacht und so zogen wir weiter, bis wir den „Singenden Beton“ fanden.

Ja, der Beton singt, jedenfalls wenn ein Jens drin steht.
Die Nacht verbringen wir in Sichtweite der Blauen Kirche. Wobei „Nacht“ eher der Begriff für den Tagesabschnitt ist. Die Sonne soll um 23:58 Uhr untergehen und Sonnenaufgang ist morgen um 1:53 Uhr. Von der Zeitzone her sind wir nun zwei Stunden gegenüber Deutschland zurück.
Danke fürs Lesen und Durchhalten des langen Beitrags. Die nächsten werden wahrscheinlich wieder kürzer.😎

Danke für den ausführlichen Bericht. Habe ihn mit großer Freude gelesen und bin gespannt auf den nächsten. Liebe Grüße von eurer Mam
Die Dächer sind interessant. Etwas mit Farben und mit Pflanzen. Schöne Fotos!
Danke, Will 🙏