Unsere engagierte Museumswärterin hatte uns gestern noch den Tipp gegeben, das kleine Städtchen Cibiana – unterhalb des gleichnamigen Passes auf dem wir parkten – zu besuchen. Dort hatte ein findiger Bürgermeister die Idee, das Ausbluten des Örtchens mit vielen Touristen abzufangen. Er nutzte seine Kontakte zu berühmten Künstlern, die ihm die unterschiedlichsten Motive aus der Geschichte Cibianas an die Häuserwände malten.
Über 50 verschiedene Motive gibt es im ganzen Ort zu entdecken. Ein kleines Basecamp-Museum lebt auch von Messners Geschichte und Präsenz in der Region. Dort steht unter anderem das Zelt mit dem er 1978 solo auf dem Nanga Parbat war.
Wir trödelten durch den Ort und fanden durch Zufall noch ein Eisenmuseum, das leider geschlossen war. Gerade als Jens sich enttäuscht zum Gehen wandte, kam ein älterer Mann die Gasse hoch und fragte, ob wir es besichtigen wollten. So bekamen wir auf Deutsch eine sehr individuelle Führung. Santo, eigentlich Organist, nun Museumswärter, hatte 30 Jahre in Deutschland in verschiedenen Eisdielen gearbeitet und besserte mit 65 Jahren seine Rente durch den Museumsdienst auf. In Cibiana wurden Schlüssel aus dem gefunden Eisenerz hergestellt. Es gab eine große Verbindung nach Venedig und den Schlössern in den Palästen dort. Heute hat die Firma Errebo immer noch ihren Sitz in Cibiana und gibt 40 Menschen Arbeit. Trotz der Malereien und dem MMM auf dem Monte Rite ist das kleine Örtchen nicht mehr so gut frequentiert. Der Winter ist lang und von November bis April erreicht die Sonne kaum den Ort. Das einzige Restaurant musste wieder schließen.
Für unsere Weiterfahrt nach Siegmundskron – dem nächsten MMM in der Nähe von Bozen – hatte ich eine Strecke über drei Pässe durch das Herz der Dolomiten ausgesucht. Leider ging diese Idee vollkommen nach hinten los. Trudy hat Kummer mit einem Bremsbelag. Heute Mittag machte sie Geräusche, die gar nicht vertrauenserweckend für lange Passabfahrten waren. Jens ging die Sache entsprechend vorsichtig an und so fuhren wir nicht nur die Pässe im zweiten oder bei 15°-Steigung im Kriechgang hoch. Jens musste sie auch im nahezu bremsfreien Tempo mit der Motorbremse runtertuckern lassen. Aus einer Strecke von 125 km wurden so fast 6,5 Stunden mit einer kleinen Rast am Fischweiher vor dem Pass San Pellegrino. Dort hatten wir Spaß mit zwei jungen Eseln, die sich die ganze Zeit gegenseitig ärgerten.
Der erste Stellplatz in der Nähe von Bozen war voll. Beim zweiten kamen wir noch unter. Die Betreiber haben Kontakte zu einer lokalen Werkstatt, die auch Laster und Transporter reparieren. Jetzt hoffen wir, dass Trudy schnell Hilfe bekommt, sonst werden Bergtouren sehr, sehr schwierig.