
Wir starteten bei Sonne aber mit heftigem Wind. Gestern hatten wir keinen Platz in der ersten Reihe mehr ergattern können. Nachdem die Böen über Nacht heftig wurden, waren wir darüber gar nicht mehr so traurig.
Das Landnahmemuseum in Borganes ist definitiv einen Besuch wert. Es hatte den bisher teuersten Eintrittspreis, war aber auch das bisher am liebevollsten gestaltete Museum. In zwei verschiedenen Sektionen werden die Besiedelung Islands – die Landnahme – und die Egilssaga sehr plastisch dargestellt. Ein Audioguide in Deutsch und 5 weiteren Sprachen steht zur Verfügung. Eine sonore Stimme mit angenehmem isländischen Akzent führt durch die Ausstellung. Leider sind Fotos und Videoaufnahmen nicht gestattet. Egil, ein Krieger und Seefahrer aus der Zeit der Besiedelung, zeichnete sich schon als Kind nicht durch große Sozialkompetenz aus, konnte wohl aber schon sehr früh dichten und wurde bekannt für die überlieferten Skalden (eine typisch isländische Gedichtform). Snorri Sturluson schrieb rund 200 Jahre später die blutrünstige Geschichte Egils auf. Snorri selbst war nicht nur Dichter und Historiker, er war auch ein Machthaber und Gode. Mit einem norwegischen König geriet auch er in Stress und so wurde er recht blutig auf seinem Landsitz in Reykholt ermordet. Daher führte unser Weg nun nach Reykholt.

Das ganze Örtchen war ein wenig eine Enttäuschung. Hier sollten die ältesten Gebäudereste Islands stehen und Snorri war wohl einer der ersten mit einem Hotpot aus einer heißen Quelle. In diesem soll er reichlich Politik gemacht haben. Die Entspannung, die unweigerlich in jedem 40 Grad warmen Bad entsteht, war sicher förderlich für schwierige Verhandlungen. Snorris Pool ist leider ein Nachbau. Ein paar wenige grasbewachsene Mauerreste waren unter grünen Hügeln zu entdecken. Es gab noch ein Museum, einen 1930er-Jahre Betonklotz, das wir dann doch ausließen.
Dass wir uns nicht in Snorris Pool legen konnten, wussten wir. Die Recherche nach einem anderen Hotpot brachte zwei Möglichkeiten in der Nähe. Das eine Bad gehörte zu einem Hotel- und Campingplatz-Komplex in Húsafell und rief Preise auf, die noch höher waren als die am Mývatn. Der andere, natürliche Hotpot lag eine ca. 1-stündige Wanderung an einem Fluss hinauf. Die Wanderung selbst hat uns nicht abgeschreckt, aber das mittlerweile wirklich schlechte Wetter und die Tatsache, dass in der Wegbeschreibung von anderen Wanderern eine notwendige Flussquerung (ohne Brücke) mehrfach nicht möglich war, weil es schlicht zu viel Wasser gab. Im Moment führen alle Flüsse reichlich Wasser.

Beim Weiterfahren stand dann plötzlich ein Hotpotschild am Wegrand. Der Wegweiser war ungenau und führte zu einer Farm. Wir waren uns nicht sicher, ob wir richtig waren. Aber die Farm hatte ein Guesthouse mit eigenem Pool. Der nette Farmer überließ uns diesen für eine Stunde, obwohl wir dort nicht übernachteten und wollte kein Geld dafür. Wir ließen eine Spende da und genossen das 40° Celsius warme Wasser.
Unser Ziel für den Abend, den Nationalpark Thingvellir, wollten wir über die unbefestigte Straße 550 (Kaldidalur) am Fuße der ersten großen Gletscher erreichen. Die Straße selbst stellte keine Herausforderung für Trudy und Jens dar. Da waren wir in den Westfjorden schwierigere Pisten gefahren. Leider hingen die Wolken zu tief.

Wir sahen leider nichts auf den 40 Kilometern. Erst als wir in das weite Tal, in dem der Nationalpark Thingvellir liegt, kamen, tauchten wir unter der Wolkendecke hervor.


Der Wind wehte böig, es war mit ca. 5° Celsius kalt und jedes Foto war eine stürmische Herausforderung.
Der Wind soll abnehmen und wir hoffen, dass wir morgen gutes Wetter für die Wanderung im Nationalpark haben werden. Die Abendsonne ist bereits da.
