
Vom Fjord zum Bergbauernhof – das war unser Ziel. Gleichzeitig wollten wir dabei den alten Weg nutzen, den die Bauern und vor allem ihre Kinder täglich zur Schule gelaufen sind. Nur im Winter war der Steig zu gefährlich, dann mussten die Kinder im Tal bei Verwandten unterkommen. 500 Höhenmeter ging es steil bergan. Teilweise war die Wegführung sehr abenteuerlich. Es ging über schmale Stege an den glatten Granitwänden entlang oder mit Hilfe von recht morschen Leitern weiter nach oben. Immer da wo man sich ein Seil gewünscht hätte, gab es heute keins. Nur an den Stellen, die aus unserer Sicht sicher waren, hingen die dicken Taue. Nach gut anderthalb Stunden standen wir auf den Wiesen des Berghofs Kjeåsen. Zwei Gehöfte gab es. Eines davon ist auch noch heute bewohnt. Ziegen und Schafe standen auf der Wiese. Leider gibt es keinerlei Bewirtung. Die Lage des Hofes ist perfekt gewählt. Fast immer von der Sonne beschienen, frisches Wasser und nur eine geringe Neigung der Fläche machten die Nutzung einfacher. Trotzdem war es ein hartes Leben. Bis zum Bau des Wasserkraftwerks 1970, der einen Tunnel durch den Berg notwendig machte, gab es keine Straße nach oben. Alles musste auf dem Rücken nach oben oder zum Verkauf der Waren nach unten gebracht werden. Jetzt kann man mit dem Auto, wenn man denn will, zur vollen Stunde von unten nach oben und zur halben Stunde von oben nach unten fahren. Der Tunnel ist so eng, dass er eine Einbahnstraße ist. Für einen Sonntag waren wenig Leute unterwegs. Im Aufstieg waren wir fast allein. Uns begeisterte die Aussicht und die vielen, vielen reifen Blaubeeren. Der gleiche Weg führte uns wieder nach unten. Wir sind uns nicht sicher, in welche Richtung wir mehr geschwitzt haben.
Dann starteten wir westwärts nach Bergen und erlebten unseren ersten Kreisverkehr in einem Tunnel. Die Norweger sind Weltmeister im Tunnelbauen und die Strecke heute hatte neben unzähligen 1-2 km langen auch einen mit 8 km für uns dabei. Jens wechselte am Anfang zwischen normaler Brille und Sonnenbrille. Irgendwann gab er auf und ließ die Sonnenbrille weg. Es lohnte sich bis zum nächsten Tunnel einfach nicht.
