Wir haben uns der traditionsreichen Stätte mit einer Wanderung genähert. Rund 5 Kilometer von den XXL-Parkplätzen entfernt gab es mehrere kleine Wanderparkplätze, die komplett leer waren. Über eine grüne Heide mit vielen größeren Büschen und guten Wegen kamen wir zügig voran.

Zwischendrin entdeckten wir schon den einen oder anderen Riss in der Erdoberfläche. Hier treffen die amerikanische und die eurasische Kontinentalplatte auf einander und bewegen sich von einander fort. Die Drift der Platten beträgt bis zu 2 cm pro Jahr.
Die wassergefüllten Gräben waren besonders schön und vollkommen klar. Wir haben versucht, bis auf den Grund zu schauen. Das ist uns nicht immer gelungen.

Dann waren wir im Kernstück des Nationalparks angekommen und mitten im Getümmel. Die hohen Wände und der Wasserfall waren schon aus der Ferne zu sehen.

Im Þingvellir fand seit 930 einmal jährlich die Zusammenkunft (das Þing) der Goden (Regionale Clansoberhäupter) und ihrer Gefolgsmänner statt. Mitte Juni verwandelte sich der Ort für rund zwei Wochen in ein riesiges Feldlager. Hier wurde Handel getrieben, Ehen versprochen und Gericht gehalten. Vor der Verbreitung der Schriftsprache wurden die geltenden Gesetze vor den schallverstärkenden Wänden vorgelesen und auf diese Weise verkündet.

Recht wurde in Þingvellir gesprochen und Urteile meist auch gleich vollstreckt. Frauen wurden ertränkt, Diebe gehängt und andere Straftäter geköpft. Trotz dem Versuch, im AlÞing (der Versammlung der Männer) Gesetze zu erlassen und zu Gericht zu sitzen, war die Vergeltung zwischen den Clans ein übliches und anerkanntes Verfahren. Die Sagas Islands berichten blutig davon. Erst mit der Übergabe der Gerichtsbarkeit an den königlichen Hof von Dänemark verlor das Þingvellir seine Vollstreckungsmacht.
Am 17. Juni 1944 wurde hier die Republik Island als unabhängiger Staat ausgerufen. Bei ziemlich lausigem Wetter, wenn man die Bilder betrachtet, feierten Zehntausende Isländerinnen und Isländer mit Regenschirmen über dem Kopf und im Matsch stehend ihre Unabhängigkeit.
Wir haben die informative Ausstellung im Besucherzentrum besucht und dann noch eine Weile den Schnorchelnden in der Silfra-Spalte zugesehen. Das Wasser hat 2-3° Celsius und die Spalte reicht bis in den Þingvallavatn. Der See ist der größte Binnensee Islands.
Wir wanderten zurück zu Trudy und machten noch eine Rast in einem ehemaligen Gebäude. Die Grundmauern standen noch und gaben uns Windschutz. Auf unserem Wanderweg trafen wir keine 10 Menschen. Unsere Runde hatte 13 Kilometer und war eine entspannte Variante, sich diesem Ort zu nähern.
Wir zogen weiter zum Geysir. Der größte von ihnen war 2000 das letzte Mal aktiv. Mehrere kleine Hotpots mit deutlich zu hoher Badetemperatur (80-100° Celsius) blubbern in diesem geothermalen Gebiet.

Da wir mit Trudy direkt am Zeltplatz nebenan stehen, konnten wir heute Abend in Ruhe das Gebiet erkunden. Natürlich waren wir nicht alleine unterwegs. Dafür sind es zu große Touristenmagnete. Früher fuhr hier der Omnibus zweimal die Woche her und es gab eine unbefestigte Straße. Mittlerweile sieht es ganz anders aus und die Bauarbeiten gehen noch weiter.

Strokkur – der kleinere und aktive Geysir – bricht ca. alle 5-10 Minuten aus. Wir beobachteten das Spektakel mehrfach und genossen die Abendsonne.