Unser Plan war es mit dem ersten Lift zur Abtei La Crusc um 8:15 Uhr hinaufzufahren, um möglichst früh im Klettersteig zu starten. Zum einen hatten wir Sorge, dass der Klettersteig voll sein wird, zum anderen hatte unsere gesamte Tour einen Zeitbedarf von ca. 8,5 Stunden – ohne Pausen – und die letzte Bahn fuhr um 17:15 Uhr ins Tal.
Der Plan wurde in soweit eingehalten, als dass wir tatsächlich die 700 Höhenmeter mit dem Lift zur Abtei überwanden, allerdings waren wir um 10:15 Uhr oben. Unsere Campingplatzbetreiber öffneten erst 8:15 Uhr ihre Rezeption und wir konnten dann bezahlen. Die Fahrt von Seres nach Badia dauerte auch noch einige Zeit, dann brauchten wir einen Parkplatz, ein Liftticket und … und … und. Wir kauften also gleich nur die Liftkarte für die Bergfahrt, da uns klar war, das schaffen wir niemals bis zur letzten Talfahrt um 17:15 Uhr.
Wie wir wieder ins Tal kommen würden, darüber wollten wir uns später Gedanken machen. Erstmal hieß es genießen. Wir waren mit einer weiteren Dreiergruppe aus Meiningen allein im Klettersteig unterwegs. Unglaublich bei diesem Traumwetter und den Topbedingungen. Der Peitlerkofel von gestern war die ganze Zeit gut zu erkennen.
Der Klettersteig ist eine Kombination von Gehgelände auf relativ breiten Bändern und Kletterstellen im 1er-Bereich ohne Seilversicherungen und zwischendrin etwas exponierteren Stellen im A/B-Bereich mit Seilsicherungen.
Er verläuft diagonal an den hohen Wänden entlang bis man auf dem Fanesplateau aussteigt.
Nach einer kurzen Trinkpause am Klettersteigausstieg ging es an die letzen 300 Höhenmeter bis zum Gipfel.
Der Gipfelaufbau des Heilig-Kreuz-Kofels ist zwar kein Klettersteig mehr, aber er läuft sich streckenweise unangenehm mit viel losem Gestein auf glatten Platten.
Am Gipfelkreuz auf 2.906 m gab es neben den üblichen Fotos unsere Brotzeit zusammen mit den drei anderen aus dem Klettersteig. Während wir uns von vorn herein dagegen entschieden hatten, über den Klettersteig auch wieder abzusteigen, planten die drei aus Meiningen diesen Abstieg. Ich glaube, sie spekulierten auf den letzten Lift. Wir trennten uns gegen 15:30 Uhr am Einstieg in den Klettersteig und ich befürchte, auch sie haben die letzte Gondel nicht erwischt.
Wir umrundeten den Piz de Medesc und stiegen über die gleichnamige Scharte (2.500m) in ein langes Geröllfeld ab. Eigentlich wollten wir zur Abtei (und dem geschlossenen Lift) zurück, um dann dort den Weg nach unten über die Skipistenwiesen anzutreten. Aber wir entschlossen uns nach La Villa abzusteigen und auf einen Bus zu pokern. Der Plan ging auf. Gegen 19:00 Uhr hockten wir geschafft aber sehr zufrieden in einer Bushaltestelle und ein Bus kam. Der Fahrer wollte kein Geld von uns. Entweder weil es hier eine Wander-Flat für den ÖPNV gibt, von der wir nichts wissen, oder weil wir echt bemitleidenswert fertig aussahen 😂. Insgesamt eine geniale Tour bei gigantisch schönem Wetter mit rund 1.000 hm Aufstieg und 1.500 hm Abstieg.
Morgen ist ein Pausentag. (Das habe ich Jens versprochen.)