Die Wolken hingen heute noch tiefer als gestern. Getragen von der Hoffnung, dass der Himmel gegen Mittag aufreißt, stiegen wir langsam auf.
Ab und an zeigten sich Lücken in der Wolkendecke und die Gletscher, unterhalb derer wir gestern unterwegs waren, wurden sichtbar.
Unser Ziel war das Madritschjoch auf 3.123m. Für Jens war es die erste Tour zu Fuß auf über 3.000m.
Wenn wir Sicht gehabt hätten, wären die großen Gletscher der Königspitze und des Ortlers zu sehen gewesen. Leider ging der Plan nicht auf. Wir steckten weiterhin in den Wolken. Dafür war beim Abstieg das Madritschtal – durch das wir auch aufgestiegen waren – kurzzeitig vollständig zu sehen.
Eigentlich war die Hintere Schöntaufspitze noch in unserem Hinterkopf – nur knapp 200 Höhenmeter mehr als das Joch – und ein „echter Gipfel“. Aber das Wetter sollte ab 16:00 Uhr schlechter werden, der Gipfel wäre eine pure Eitelkeit gewesen (wie alle Gipfelbesteigungen laut Reinhold Messner 😂) und die Sicht von oben kein Stück besser. Also ging es zügig abwärts zur Zufallhütte.
Wir liefen ein wenig vor den dicken Wolken davon und erreichten das Hüttenplateau, bevor wir ernsthaft nass wurden.
Auf der Zufallalm werden Schafe und Ziegen gehalten. Ziegen haben eine sehr eigene Vorstellung von einem idealen Platz am Abend. Gerne brechen sie in die Kapelle ein, wenn man vergisst, die Tür richtig zu schließen. Die Spuren waren auf dem Fußboden deutlich sichtbar. Oder sie sorgen dafür, dass die „Benutzung auf eigene Gefahr“ eine völlig neue Bedeutung erhält.