Wir haben die Nacht am Ende der Straße, die ins Martelltal führt, auf einem Rund-um-die-Uhr-bezahlbaren Parkplatz zusammen mit zwei anderen Campern verbracht. So konnten wir heute morgen direkt mit unserer Tour starten.
Auch uns zog die Ruine des ehemaligen Hotel Paradiso magisch an. Der 1930er-Jahre-Bau des Architekten Ponti hatte nur wenige gute Jahre, bis der Kriegsausbruch 1940 das Reisen aus verständlichen Gründen in den Hintergrund treten ließ. 1952 versuchte ein neuer Besitzer, ihm Leben einzuhauchen und scheiterte. Seit 1966 gehört es der Brauereifamilie Forst und verfällt weiter.
Früher war es grün gestrichen und 1 1/2 Stockwerke niedriger. Wir sind uns unsicher, ob es je ein schönes Gebäude war. Die Marteller mögen es gar nicht und nennen es „Schupf“ (Schuppen/Scheune). Ein Abriss ist schwierig, da es die einzige, sehr schmale Straße auf Monate verstopfen würde und eine (neue) Hotelkonzession im Nationalpark nicht (mehr) zu bekommen ist. In dieser Pattsituation gefangen, wird es wahrscheinlich irgendwann einstürzen.
Unser Weg führte an der relativ spektakulär ausgebauten Plimaschlucht entlang. Nach vielen Tiefblicken kam die Hängebrücke zur Zufallhütte. Sie ist so starr gebaut, dass dort nichts schwankt oder federt, wie bei den Vorbildern aus Nepal.
Nachdem wir uns für den höher führenden Gletscherpfad entschieden hatten, waren auch wieder deutlich weniger Menschen unterwegs. Vielleicht hatte auch das Wetter Einfluss. Es „nässelte“ ab und an aus einer tiefhängenden Wolkenschicht.
Unserer Laune hat es nicht geschadet. Jens friert erst bei einstelligen Temperaturen und da waren wir mit 11° / 12° Grad Celsius knapp darüber. Wenn Sicht war, war sie toll.
Da der Gletscherpfad auf Grund der deutlich geschrumpften Gletscher nicht ansatzweise mehr in die Nähe eines Gletschermauls führte, beschlossen wir nach einer ausgedehnten Rast auf der Marteller Hütte (und dem Aussitzen einer größeren Regenwolke), dass wir noch ein Stück bis zum Beginn des Fürkele Gletschers aufsteigen.
Der Abstecher hat sich gelohnt und während des Abstiegs schien die Sonne.
Das Murmeltier an der Baustelle der Staumauer störte sich keineswegs an den Baggern oder Bauarbeiten. Aber wir waren wohl zu nah.
Da die eigentlich als kleine Tour bei instabilem Wetter geplante Runde doch länger wurde, waren wir froh, Trudy dann am nun ganz leeren Parkplatz vorzufinden.