Als wir uns heute morgen abfahrtbereit machten, füllte sich unser Parkplatz mit den Wochenendwanderern. Das Wetter sah verlockend schön aus, aber so blieb es nicht. Wir winkten dem Parkplatzkontrolleur und er winkte nett zurück. Anscheinend hat er kein Problem darin gesehen, dass wir in unserem Auto übernachteten. Dann tuckerten wir die 22km das Martelltal bis zur Etsch hinunter.
Schloss Juval war unser Ziel – Messners Wohnburg seit 1985 – und unser letztes MMM. Die Stempelkarte ist nun voll.
Dieses Museum hat er dem Mythos Berg gewidmet und er zeigt die öffentlich zugänglichen Teile seines Sommersitzes. Es ist ein besonderer Ort, der rund 300 Höhenmeter über der Etsch und am Ausgang des Schnalstals liegt. Laut Messner hatte bereits Ötzi als Halbnomade sein Winterquartier am Fuße des Juvalberges. Bewiesen ist es jedoch nicht.
Ob er anwesend war, wissen wir nicht. Im privaten – nicht öffentlichen Bereich – trocknete jedenfalls frisch gewaschene Wäsche. Er hat nicht nur die Burg vor einem erneuten Verfall gerettet, sondern auch die umliegenden Bauernhöfe instand gesetzt. Sie sind nun verpachtet und in einem konnten wir einkehren und haben eine leckere Käseplatte aus der hauseigenen Käsemanufaktur gegessen.
In der Burg selbst sind der große Saal, sein Arbeitszimmer mit der riesigen Bergliteratur-Bibliothek, sowie sein Materialkeller zugänglich.
Er gewährt persönliche Einblicke, aber wahrt trotzdem die Distanz und Privatsphäre. Aus unserer Sicht ist es eine gelungene Mischung und wir hatten nicht das Gefühl, Voyeure zu sein. Ein wunderbarer Ort ist der untere Burghof, in dem mehr als 100 Jahre alte Himalyazedern wachsen. Die waren schon vor Reinhold Messner da.
Die Messner Mountain Museen haben die Route unserer Reise vorgegeben. Sie führten uns an Orte, an denen wir noch nie waren und wir konnten sie mit Bergen und Wanderungen verbinden. Immer wieder gab es für uns Momente, die etwas in uns bewegt haben. Messner selbst nehmen wir nun noch einmal ganz anders war. Für uns war es sehr stimmig, alle Museen in einer zusammenhängenden Zeit zu besuchen und jedes Museum setzt einen anderen Akzent.
Was wir für uns mitnehmen, ist dieses Zitat, das uns auch bisher gut auf alle Berge gebracht hat.
Kalipé (Tibetisch): Immer ruhigen Fußes
Unser Plan für den letzten Bergtourentag morgen scheitert an der in Revision befindlichen Grawandseilbahn am Ende des Schnalstals. Eigentlich hatten wir vor, (zusammen mit einem Bergführer) über den Gletscher zur Ötzifundstelle am Tisenjoch zu laufen und über die Similaunhütte nach Vernagt abzusteigen.
Die Runde gletscherfrei über die Similaunhütte zur Fundstelle und zurück ins Tal zu laufen, haben wir bei gut 1.600 Höhenmetern Aufstieg und dann wieder Abstieg verworfen. Das ist uns zu viel – wir haben doch Urlaub 😉. Also werden wir morgen ein Alternativprogramm machen. Berge gibt es hier genug und die sind nicht geschlossen. Im Gegensatz zu allen Restaurants in Kurzras. Hier hat der Bergsommer schon Feierabend gemacht und es ist Pause bis zum Winterbetrieb.