Die Lofoten haben wir heute verlassen. Das Wetter war perfekt zum Reisen. Kein Regen, aber auch kein Sonnenschein, so dass der Abschied nicht all zu schwer wurde. Unser Ziel war Nyksund – ganz im Norden auf den Vesterålen gelegen. Das ehemalige Fischerdorf wurde 1972 vom letzten Einwohner verlassen. Bis Mitte der 80er Jahre stand es leer und verfiel. Nachdem die großen Fischtrawler zu erfolgreich die Fischbestände abgeerntet hatten, blieb für die kleinen Fischer nicht mehr genug. Die Familien mussten Stück für Stück die eigene Fischerei aufgeben und in großen Fischfabriken Arbeit suchen. Diverse Projekte haben seitdem versucht, dem Ort wieder Leben einzuflößen.
Eines der erfolgreicheren Projekte war das der Berliner Sozialarbeiter*innen, Jugendlichen, die mit anderen Ansätzen nicht (mehr) erreichbar waren, in Nyksund eine neue Lebenserfahrung und somit auch eine neue Perspektive zu geben. Zwischen 1986 und 1992 waren die Kids und ihre Betreuer*innen im Sommer da, bauten an den Häusern und versuchten, ein internationales Begegnungscamp zu errichten. Das Ganze war mietfrei für die Organisation, die an die TU Berlin angebunden war. Einige Graffiti finden sich noch an der Kaimauer. Auch Künstler*innen kamen und gingen. Nichts hatte Bestand. 1997 war Nyksund wieder menschenleer. Aber es zog neue Idealisten in den Ort und auch ehemalige Bewohner*innen kamen zurück. Mittlerweile gibt es mehrere Restaurants und viele Übernachtungsmöglichkeiten. Die Galerie in der alten Fischfrostanlage hat durch Corona aufgeben müssen. Das Haus ist verkauft und nun soll dort ab 2022 ein Hotel gebaut werden.
Nach einem sehr wolkenverhangenen, grauen Tag konnten wir die Abendsonne genießen. Leider zog es später wieder zu, so dass wir immer noch auf den sternenklaren Himmel warten, um die Polarlichter sehen zu können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.