Früh stromerten wir ein bisschen an der Steilkante entlang und dann ging es in die Nordkapphallen. Der Eintritt ist für norwegische Verhältnisse ziemlich teuer (ca. 26 EUR pro Erwachsenen). Aber, wenn man einmal hier ist, will man auch hinein. Sie zeigen einen sehenswerten 15-minütigen Film über das Kap zu allen Jahreszeiten. Im Untergeschoss ist ein kleines Museum über den Besuch von Chulalongkorn, den König von Siam, der 1907 das Kap besuchte. Wer die Serie „Anna und der König von Siam“ mit Yul Brunner gesehen hat, kann sich sicherlich noch an den Prinzen, der von Anna erzogen werden sollte, erinnern. Das ist er. Eine Musik-Lightshow von 6 Minuten hatten wir in einem riesigen Saal für uns allein. Es waren insgesamt kaum Besucher*innen anwesend. Die Geschichte des Nordkaps ist eher überschaubar gehalten und besteht aus 12 Fotografien. Richtig gut gefallen hat uns die kleine St. Johannes Kapelle. Der Rest des Gebäudes besteht aus einer Bar, einem SB-Restaurant und einem Souveniershop. In das gesamte Gebäude kommt man nur mit dem erwähnten Eintritt hinein. Selbst, wenn man nur konsumieren möchte, ist das zu zahlen. Dafür ist der Parkplatz kostenfrei. Hat es sich gelohnt? Sagen wir mal so: Man verpasst nichts, wenn man es auslässt.
Bis zum Bau der Straße 1956 kamen alle Tourist*innen mit dem Boot in der Hornvika-Bucht an und mussten die 300 Höhenmeter zum Kapplateau zu Fuß aufsteigen. Egal ob König, Diener oder einfach Besucher*in, einen anderen Zugang gab es nicht. Der Blick in Google Earth zeigte zumindest noch den Steg, ein Haus und einen erkennbaren Zickzackpfad im Hang an. Auch UT, unsere nur halb zuverlässige App, bot eine Tour. Also suchten wir den Einstieg in die Bucht. Diesmal waren wir erfolgreich.
Kurz und knackig ging es 300 Höhenmeter bergab. Anscheinend haben die Wegbauer damals mehr Rücksicht auf die unerfahrenen Wandersleute genommen. Es gab viele Serpentinen und man sah noch die ehemaligen Geländerbefestigungen. Das gleiche Stück mussten wir natürlich auch wieder bergauf. Jetzt können wir sagen, wir sind wie die Pioniere zum Nordkap aufgestiegen und nicht nur mit dem Auto bis vor die Tür gefahren 😉. Eigentlich wollten wir nach unserer „Besteigung“ noch offizielle Mitglieder im Nordkap-Club werden, aber die Nordkapphallen waren bereits geschlossen, als wir zurückkamen. Die Sonne drehte zum Abend noch einmal voll auf, bevor sie in einer neuen Regenwand unterging.
Mit Trudy stehen wir in der ersten Reihe. Es gibt auch keine zweite, ehrlicherweise. Es ist wirklich leer hier zurzeit.